Open Studios

Digitale Studio Visits: Grammar, Apology, and the West

Ada Mukhina, Nazanin Noori, Mia Sanchez, Cássio Diniz Santiago

Für die Open Studios der JUNGEN AKADEMIE öffnen die Künstler*innen Ada Mukhina, Nazanin Noori, Mia Sanchez und Cássio Diniz Santiago ihre Ateliers und gewähren mit Artist Talks, Performances und Sound-Installationen Einblicke in aktuelle Works-in-progress. Sie präsentieren verschiedene Recherchen und Geschichten, an denen sie in den Räumen der Akademie der Künste im Hansaviertel im Herbst / Winter 2020 gearbeitet haben.

Film von Elisabeth Börnicke & Julia Milz

„How to Sell Yourself to the West?”, fragt Ada Mukhina in ihrer gleichnamigen Lecture-Performance in den Räumen der Akademie der Künste und beschäftigt sich mit Fragen von Diversität und Erfolgsgeschichten der westlichen Kunstwelt. Als Ausgangspunkt dient das Archiv der Akademie der Künste und die Geschichte ihrer Preise wie der Tilla-Durieux-Schmuck der Sektion Darstellenden Kunst, der als Collier mit 34 in Platin gefassten Zirkonen alle zehn Jahre verliehen wird. Oder der Hermine-Körner-Ring mit einer gefassten antiken persischen Münze, der eine „Schauspielerin mit ernsthaftem Streben“ auf Lebenszeit auszeichnet. Wer trifft die Entscheidungen und nach welchen Kriterien? Listen carefully …

Der Performer, Theatermacher und Wissenschaftler Cássio Diniz Santiago denkt in seinem aktuellen Projekt Grammar über eine neue Grammatik der Kunst und des Lebens nach, die auf Erfahrungen marginalisierter Stimmen basiert. Das Film- und Rechercheprojekt geht auf seine Arbeit an der Performance S.C.H.U.U.L.E. zurück, die er mit Susann Maria Hempel, ebenfalls Stipendiatin der JUNGEN AKADEMIE, in Form eines szenischen Klassenzimmers realisierte. Zwölf Professor*innen vermitteln darin ein unkonventionelles Wissen, das sie aus den Erfahrungen ihres besonderen Lebens gewinnen. Ist es möglich eine Grammatik zu entwickeln, die von anderen Werten und einem anderen Wissen ausgeht, das marginalisierte Stimmen nicht ausschließt?

Nazanin Nooris Arbeit umfasst Theater- und Hörspielregie, Musik und Text. Sie beschäftigt sich mit der Dekomposition und Manipulation von Sprache, von musikalischen Stimmungsnarrativen, der
Überwindung kultureller Bedeutungszusammenhänge bei der dramatischen Adaption von nichtdramatischen Texten und dem Bühnengeschehen als Ritualhandlung.Derzeit verfasst sie einen dramatischen Text – Apology / Apologie –, der auf Platons Apologie des Sokrates basiert und eine lyrische Sezession der Verteidigungsrede des Sokrates darstellt, der kurz vor seiner Hinrichtung steht. Die Musik hierfür produziert sie selbst.

Mia Sanchez Werke sind oft als Serien angelegt, die mit dem Maßstab spielen und Merkmale aufweisen, die aus der Bühnenkunst entlehnt sind. Durch den Einsatz von Wiederholungen und szenenartigen Situationen werden erzählerische Verbindungen suggeriert. Manche ähneln Requisiten eines Puppentheaters; durch die Kindheitsassoziationen öffnen die Werke Erinnerungsräume. Durch ihren Seriencharakter werden diese Erinnerungsstücke jedoch vom rein Persönlichen hin ins Gesellschaftliche verschoben. Das Innere als private, persönliche Erfahrungswelt, das Äußere als die strukturelle Ordnung, von der wir umgeben sind; dem Persönlichen treu zu sein, ist politisch.

*1988 in Leningrad, lebt in St.Petersburg und Berlin

Ada Mukhina ist als Künstlerin und Theatermacherin mit Schwerpunkt auf politisch/gesellschaftlich engagierten Dokumentarstücken und partizipatorischen Performances an verschiedenen Orten aktiv. Sie ist als Regisseurin, Kuratorin, Autorin und Performance-Macherin tätig, unterricht und forscht zu verschieden Themen. Sie schloss ihr Studium am Russischen Staatlichen Institut für Darstellende Künste mit Auszeichnung ab und erwarb einen MA in Advanced Theatre Practice an der Royal Central School of Speech and Drama in London. Ihre Theaterarbeiten wurden in Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Südafrika, den USA und Russland gezeigt. Als Gewinnerin der Black Box Residency am Theaterzentrum Meyerhold verantwortete sie kürzlich als Co-Autorin und Regisseurin in Moskau zwei Theaterproduktionen: Locker Room Talk und Caries of Capitalism.

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Berlin-Stipendium

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*1991 in Wiesbaden, lebt in Berlin 

Nazanin Noori ist eine iranische interdisziplinäre Künstlerin. Ihr Werk umfasst Klangkunst, Installation, Theater- und Hörspielregie und Text. Noori befasst sich mit der Verschmelzung von Klang, Raum, Skulptur und postdramatischer Lyrik und konzentriert sich dabei auf atmosphärische Narrative. Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt a.M. und arbeitete am Deutschen Theater, Berlin und Schauspiel Hannover. Ihr Debütalbum FARCE erschien 2020. Ihre Installation AMBIENT ROOM war 2021 im EIGEN + ART Lab zu sehen.

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Berlin-Stipendium

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*1988 in Sevilla, lebt in Basel 

Mia Sanchez schloss ihr Studium am Institut Kunst in Basel mit einem MA in Bildender Kunst ab. Davor studierte sie an der Hochschule der Künste Bern (HKB) und war ein Jahr als Gaststudentin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK). Ihre Werke sind oft als Serien angelegt, die mit dem Maßstab spielen und Merkmale aufweisen, die aus der Bühnenkunst entlehnt sind. Durch den Einsatz von Wiederholungen und szenenartigen Situationen werden erzählerische Verbindungen suggeriert. Manche ähneln Requisiten eines Puppentheaters; durch die Kindheitsassoziationen öffnen die Werke Erinnerungsräume. Durch ihren Seriencharakter werden diese Erinnerungsstücke jedoch vom rein Persönlichen hin ins Gesellschaftliche verschoben. Das Innere als private, persönliche Erfahrungswelt, das Äußere als die strukturelle Ordnung, von der wir umgeben sind; dem Persönlichen treu zu sein, ist politisch.

Basel-Berlin-Stipendium

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*1973 in São Paulo, lebt in Greiz 

Cássio Diniz Santiago ist Performancekünstler, Theater- und Tanzregisseur, Dramaturg, Wissenschaftler und Dozent. Er studierte Darstellende Künste an der Staatlichen Universität Campinas in Brasilien und besuchte den MA-Studiengang für Choreografie und Performance an der Universität Gießen. Er war Stipendiat der Akademie Schloss Solitude, wo er Performancekunst als Forschungsinstrument im Bereich der Wirtschaft einsetzte. Seine Performance-, Theater-, Tanz- und multidisziplinären Kunstprojekte wurden unter anderem auf der Biennale von São Paulo, im Museum für Moderne Kunst von São Paulo, beim Baltic Circle Theatre Festival, in der Akademie der Künste und im Mousonturm gezeigt.

Werner-Düttmann-Stipendium

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