Film

ICH GEHE JETZT: Auf der Suche nach Bildern in schwarz-weiß

Christin Berg

Der Film ICH GEHE JETZT entstammt einer Zeit vor und während des containment, der Eindämmung in Paris. Vor und nach der Geburt eines Kindes. Während dem Kontakt zu einer Crew am Nordpol und dem Austausch mit dem Kameramann an Bord des Expeditionsschiffes. Worte werden auf der Schreibmaschine aufs Blatt geschleudert, es entsteht die Fiktion einer Dystopie. Beobachtungen auf der Strasse von Paris. Versetzte mich in den Charakter eines Flaneurs.

Ich suchte Bilde zum geschriebenen Wort. Da durchstreift eine Frau diese Stadt, das Labyrinth, Erinnerungs- und Aufzeichnungsort.
Wassermassen und Schlamm bedrohen einen bewohnbaren Ort. Die Flut medialer Berichterstattungen beisst sich fest wie ein Liebesbiss.

Nachrichten ertönen gleich der Messung einer noch verbleibenden Zeit in der Welt. Das Lebenselixier Wasser quillt und drückt, läuft über und versickert nicht mehr. Es zeigt sich in Tränen, Nebel und Dunst aber auch Atem, Luft und Schweiss.

Im Morgen werden die Gänge zum Sonnenaufgang Ritual. Eine merkliche Veränderung des Wege. Wie die Skulptur von allen Seiten betrachtet werden muss, erarbeitet sich die Gehende die Strasse in der Fortbewegung. Der Körper passt sich an und quetscht sich durch die Dichte der Materie.

Film ist Rhythmus und Bewegung. Das Dröhnen und Wummern der Geräusche der Stadt besetzten des Kopfraum. Jeder Schritt gibt den Takt vor und Eisen auf Eisen ergibt den Herzschlag als Korpus aus Metall.

Eine Wohnung unter Wasser. Sonne durchflutet sind die Räume. Ein harter Strahl von schwarzen Schatten durch Jalousien. Möbel sind keine vorhanden. Leerstand. Da hing ein Bild, da stand ein Bett, man weiss darin lag eine Frau. Als Schatten auf der Wand die Umrissform eines Menschen. Vorahnungen.

Am Ende, endlich, da sind wir alle gleich. Oder der eine geht unter, der andere derweil ist schon auf dem Mond.

 

Kunstfilm, 60 min., black-and-white, 2021/22 (FR, Germany)
cinematography by Jakob Stark, produced by Fire on Air

*1982 in Berlin, lebt in Berlin und Paris 

Christin Berg absolvierte an der University of Applied Sciences and Arts in Hannover im Bereich Szenografie und an der Slade School of Fine Art in London. Als Meisterschülerin von Douglas Gordon beendete sie ihr Studium an der Städelschule Frankfurt. Ihre dem Art House verpflichteten Filme sind für große Projektionen im Ausstellungskontext konzipiert. Die Künstlerin arbeitet in der Regel mit einem Ensemble. Ihre transzendenten Exposés verfolgen Projekte im urbanen Raum und abgelegenen Naturszenen. Gezeigt wurden ihre Arbeiten u. a. in der Cité internationale des artes Paris, dem Musèe du Louvre und der Kunsthalle Hamburg.

www.collectivescreening.com

Villa-Serpentara-Stipendium

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