Nida Mehboob, Film and Media Arts, 2020

*1985 in Gujrat, lebt in Lahore

Nida Mehboob ist Fotografin und Filmemacherin und lebt in Lahore, Pakistan. Nach einer Ausbildung zur Apothekerin wandte sie sich der Fotografie zu. Sie beschäftigt sich mit Themen der sozialen Ungerechtigkeit, wobei das Spektrum von religiöser Verfolgung bis hin zu geschlechtsspezifischer Diskriminierung in Pakistan reicht. Für ihre dokumentarische Arbeit erhielt sie zahlreiche Stipendien, beispielsweise über das Social Justice Program der Magnum-Stiftung, und nahm an verschiedenen internationalen Workshops, darunter bei der Berlinale Talents 2020, teil. Ihre Kurzfilme wurden auf internationalen Filmfestivals gezeigt, unter anderem im Open Doors-Programm des Filmfestivals Locarno 2018.

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Berlin-Stipendium

What Matters

Werkpräsentation 2022

„What Matters“ – „Was zählt“ war die Frage und zugleich Statement der Werkpräsentation 2022 der JUNGEN AKADEMIE, dem interdisziplinären und internationalen Artist-in-Residence-Programm der Akademie der Künste. In einer Ausstellung und einem vielfältigen Programm mit Screenings, Konzerten und Lesungen präsentierten 29 Stipendiat*innen aller Kunstsektionen der Akademie Sound- und Videoinstallationen, Fotografien, Skulpturen, Gemälde und Performances, die sie während ihrer Atelieraufenthalte im Hansaviertel in Berlin und der Villa Serpentara in Olevano, Italien entwickelt haben.

„What Matters“ ist nicht als Titel einer thematischen Ausstellung zu verstehen, sondern verweist auf die Vielfalt von Fragestellungen, Perspektiven und Realitäten, die sich in einer Künstler*innenresidenz verflechten und betont ihre Dringlichkeit. Die Ausstellung stellte die individuellen Ansätze der Künstler*innen in den Fokus, die um ein breites Themenspektrum kreisen: von Fragen zur Transformation von Gesellschaften und deren Ausdruck im Verhältnis von urbanem Raum und Landschaft über die Wechselbeziehung von Individuum und gesellschaftlichen Systemen wie Staat, Religion und Ökonomie bis hin zu Reflektionen über Körper- und Geschichtsbilder, persönliche Archive und das Ineinandergreifen von Natur, Technologie und Kultur.

Was zählt, sind künstlerische Zeug*innenschaft, poetischer Widerstand und das Imaginieren nachhaltiger Zukünfte im Angesicht globaler Kippmomente – ob klimatischer oder politischer Natur. Nach zwei Jahren Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen war „What Matters“ die bisher umfangreichste Werkpräsentation der JUNGEN AKADEMIE.

In den Worten eines Stipendiaten: „What matters? Make them see…”

Shadow Lives

Fotografien, Poster, Archivmaterial

Shadow Lives ist eine Bilddokumentation über die marginalisierte und auf gewaltsame Weise diskriminierte Ahmadiyya-Community in Pakistan. Für ihre Fotos lässt Mehboob die alltäglichen Szenen der Unterdrückung von Schauspieler*innen nachstellen.

Die anhaltende und grausame Kampagne gegen die Ahmadiyya-Community in Pakistan ist ein Beispiel für die staatliche Misshandlung von Bürger*innen, die nicht der sunnitischen Glaubensmehrheit angehören. Obwohl die Diskriminierung der Ahmadis in Pakistan schon seit der Unabhängigkeit des Landes besteht, wurde sie erst 1974 systematisch und institutionalisiert. Als einziges muslimisches Land der Welt änderte das pakistanische Parlament die Verfassung und erklärte Ahmadis zu Nicht-Muslimen. Weitere Gesetzesänderungen kriminalisierten 1984 die religiösen Praktiken der Ahmadis.

Die Diskriminierung der Ahmadis wirkt sich gewaltsam und blutig aus, und das Alltagsleben gestaltet sich alles andere als einfach. Studierende haben Angst, mit ihren Kommiliton*innen über ihre Religion zu sprechen, und im beruflichen Umfeld vermeiden es Kolleg*innen, Glaubensfragen zu diskutieren. Wer in Pakistan zu den Ahmadis zählt, muss entweder die eigene religiöse Identität verbergen oder wird in der Öffentlichkeit mit blindem Glaubenseifer konfrontiert.