Lucie Sahner, Visual Arts, 2020

*1986 in Völklingen, lebt in Amsterdam

Lucie Sahner ist Künstlerin und Krankenschwester. Ihr Studium schloss sie als Meisterschülerin in Freier Kunst bei Prof. Gabriele Langendorf an der Hochschule der Bildenden Künste Saarbrücken ab. Danach absolvierte sie einen Masterstudiengang am Dirty Art Department am Sandberg Instituut, Amsterdam. In ihrer künstlerischen Arbeit untersucht Sahner Prozesse von Transformation und Wandel des menschlichen Körpers, wobei eine nicht-menschenzentrierte Weltsicht eine Schlüsselrolle einnimmt. Durch Skulptur, Installation und Prosa spielt Sahner mit einer Erweiterung und Loslösung von Körpergrenzen. Sie verwendet dabei häufig natürliche Materialien mit körperlichen Konnotationen wie Gelatine, Wachs, Creme und Latex.

Saarland-Stipendium

What Matters

Werkpräsentation 2022

„What Matters“ – „Was zählt“ war die Frage und zugleich Statement der Werkpräsentation 2022 der JUNGEN AKADEMIE, dem interdisziplinären und internationalen Artist-in-Residence-Programm der Akademie der Künste. In einer Ausstellung und einem vielfältigen Programm mit Screenings, Konzerten und Lesungen präsentierten 29 Stipendiat*innen aller Kunstsektionen der Akademie Sound- und Videoinstallationen, Fotografien, Skulpturen, Gemälde und Performances, die sie während ihrer Atelieraufenthalte im Hansaviertel in Berlin und der Villa Serpentara in Olevano, Italien entwickelt haben.

„What Matters“ ist nicht als Titel einer thematischen Ausstellung zu verstehen, sondern verweist auf die Vielfalt von Fragestellungen, Perspektiven und Realitäten, die sich in einer Künstler*innenresidenz verflechten und betont ihre Dringlichkeit. Die Ausstellung stellte die individuellen Ansätze der Künstler*innen in den Fokus, die um ein breites Themenspektrum kreisen: von Fragen zur Transformation von Gesellschaften und deren Ausdruck im Verhältnis von urbanem Raum und Landschaft über die Wechselbeziehung von Individuum und gesellschaftlichen Systemen wie Staat, Religion und Ökonomie bis hin zu Reflektionen über Körper- und Geschichtsbilder, persönliche Archive und das Ineinandergreifen von Natur, Technologie und Kultur.

Was zählt, sind künstlerische Zeug*innenschaft, poetischer Widerstand und das Imaginieren nachhaltiger Zukünfte im Angesicht globaler Kippmomente – ob klimatischer oder politischer Natur. Nach zwei Jahren Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen war „What Matters“ die bisher umfangreichste Werkpräsentation der JUNGEN AKADEMIE.

In den Worten eines Stipendiaten: „What matters? Make them see…”

You´ve got Something Between Your Teeth

Installation

Die Installation – ein menschlicher Körper, der nach vorne kippt und dabei von einem riesigen Latex-Schlauch gehalten und nach hinten gezogen wird – setzt eine Reihe von Arbeiten fort, in denen Lucie Sahner die Transformationen reflektiert, in die unsere Körper verstrickt sind. In diesen Arbeiten spielt das Material Latex eine besondere Rolle: Selbst organischen Ursprungs – ein Sekret von Bäumen, unter Verletzung der Rinde abgezapft –, wird es zu diversen Formen verarbeitet, die menschlichen Körpern und ihren Bedürfnissen angepasst sind. Durch solche Transformationen nicht-körpereigener Stoffe erhält sich menschliches Leben. Trotz unserer Abhängigkeit von einem weltumspannenden Metabolismus, in den wir alles verfügbare Material einspeisen, hält sich unser Denken und Fühlen in engeren Grenzen, was wir sind und was wir nicht sind. So bleiben wir uns selbst erhalten als relativ konstante Gestalt inmitten des Wandels, und was uns hält, bleibt extern. Doch dieses Andere zieht an uns, wie wir aus ihm ziehen.

Besonderen Dank an SIGN Artspace, Groningen (NL)