Jennifer O'Donnell, 2023

Lebt in Berlin (DE)

Jennifer O’Donnell, geboren in Irland, ist Architektin und Mitgründerin von plattenbaustudio. Sie studierte Architektur am University College Dublin und an der KTH Stockholm und schloss mit der Note sehr gut ab. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Nutzung von Architektur, wobei sie Architekturzeichnungen als Mittel zum Erforschen und Erfassen der Komplexität der gebauten Umwelt einsetzt. Sie interessiert sich für die Alltagsrealität genutzter Bauten, die Aneignung von Raum durch den menschlichen Körper und durch Gegenstände. Ihr anhaltendes Interesse am architektonischen Zeichnen gilt unter anderem dessen Potenzial als Kommunikationsmittel im breiteren öffentlichen Diskurs über Architektur. O’Donnells Arbeiten wurden im Irish Museum of Modern Art, beim London Festival of Design und in der irischen Botschaft in Berlin ausgestellt.

 

What Matters

Werkpräsentation 2022

„What Matters“ – „Was zählt“ war die Frage und zugleich Statement der Werkpräsentation 2022 der JUNGEN AKADEMIE, dem interdisziplinären und internationalen Artist-in-Residence-Programm der Akademie der Künste. In einer Ausstellung und einem vielfältigen Programm mit Screenings, Konzerten und Lesungen präsentierten 29 Stipendiat*innen aller Kunstsektionen der Akademie Sound- und Videoinstallationen, Fotografien, Skulpturen, Gemälde und Performances, die sie während ihrer Atelieraufenthalte im Hansaviertel in Berlin und der Villa Serpentara in Olevano, Italien entwickelt haben.

„What Matters“ ist nicht als Titel einer thematischen Ausstellung zu verstehen, sondern verweist auf die Vielfalt von Fragestellungen, Perspektiven und Realitäten, die sich in einer Künstler*innenresidenz verflechten und betont ihre Dringlichkeit. Die Ausstellung stellte die individuellen Ansätze der Künstler*innen in den Fokus, die um ein breites Themenspektrum kreisen: von Fragen zur Transformation von Gesellschaften und deren Ausdruck im Verhältnis von urbanem Raum und Landschaft über die Wechselbeziehung von Individuum und gesellschaftlichen Systemen wie Staat, Religion und Ökonomie bis hin zu Reflektionen über Körper- und Geschichtsbilder, persönliche Archive und das Ineinandergreifen von Natur, Technologie und Kultur.

Was zählt, sind künstlerische Zeug*innenschaft, poetischer Widerstand und das Imaginieren nachhaltiger Zukünfte im Angesicht globaler Kippmomente – ob klimatischer oder politischer Natur. Nach zwei Jahren Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen war „What Matters“ die bisher umfangreichste Werkpräsentation der JUNGEN AKADEMIE.

In den Worten eines Stipendiaten: „What matters? Make them see…”

Machine –

Jennifer O´Donnell & Jonathan Janssens (Plattenbaustudio)

Buchbinderpapier und Bauholz

Diese Installation präsentiert eine physische, räumliche Lesart der Folgen missbräuchlicher Machstrukturen für das Alltagsleben der Betroffenen. Sie widmet sich insbesondere den irischen „Magdalene Laundries“, wo Frauen und Mädchen, die angeblich gegen die strengen Moralvorschriften der katholischen Gesellschaft Irlands verstoßen hatten (häufig im Hinblick auf Sex und weibliches Verhalten), dauerhaft festgehalten wurden und als Buße für ihre Sünden ohne Bezahlung Wasch- und Näharbeiten verrichten mussten. Die letzte dieser Wäschereien, in der SeanMcDermott Street im Zentrum von Dublin, wurde 1996 geschlossen und steht heute leer. Sie ist Gegenstand einer anhaltenden Debatte darüber, wie wir Orte mit einer finsteren Geschichte gedenken sollten.

Drei Papierobjekte bilden eine axiale Komposition: eine industrielle Bügelmaschine und ein Detail einer Kapellenwand mit einem einzelnen Bett dazwischen. Das Ensemble repliziert den ursprünglichen Standort dieser Objekte im Schlafsaal, in der Wäscherei und der Kapelle in der SeanMcDemott Street. Die Objekte vergegenwärtigen eine Lebensrealität, die von der Macht einer religiösen Kultur geprägt ist, die die verwundbarsten Frauen und Mädchen der irischen Gesellschaft zu Waren machte und damit ihre Menschlichkeit negierte.