Friederike Meese, 2023

*1982 in Kaufbeuren (DE), lebt in Berlin (DE)

Friederike Meese ist Bühnenbildnerin und absolvierte ihr Diplom mit Auszeichnung an der Universität der Künste Berlin bei Hartmut Meyer. Längere Zeit verbrachte sie in den USA, Tschechien und Russland und realisierte internationale Opern- oder Theaterprojekte in Russland und Ungarn. Die Schaffung von erzählerischen Räumen versteht sie als vielschichtigen Akt und weitet ihn aus: Immer öfter lässt sie in Projekten beispielsweise Kinder oder Jugendliche auf Augenhöhe teilhaben und erforscht diese Zusammenarbeit. 2019 entstand eine Bühnenarbeit mit Jugendlichen im Rahmen der Ruhrtriennale.
Meese verortet Bühnenbilder auch im Stadtraum, den sie als Konglomerat aus gebauten Körpern und darin sich bewegenden Personen liest und der sie zu temporären Architekturen einlädt, beispielsweise der Geodätische Radioglobus auf dem Funkerberg von Königs Wusterhausen. Der Stoff Holz mit seinem Urpotential sowie serielle Formen sind Bestandteil ihrer Arbeiten, dem Wesen im Dinglichen gilt ihre fortwährende Suche und Forschung.

What Matters

Werkpräsentation 2022

„What Matters“ – „Was zählt“ war die Frage und zugleich Statement der Werkpräsentation 2022 der JUNGEN AKADEMIE, dem interdisziplinären und internationalen Artist-in-Residence-Programm der Akademie der Künste. In einer Ausstellung und einem vielfältigen Programm mit Screenings, Konzerten und Lesungen präsentierten 29 Stipendiat*innen aller Kunstsektionen der Akademie Sound- und Videoinstallationen, Fotografien, Skulpturen, Gemälde und Performances, die sie während ihrer Atelieraufenthalte im Hansaviertel in Berlin und der Villa Serpentara in Olevano, Italien entwickelt haben.

„What Matters“ ist nicht als Titel einer thematischen Ausstellung zu verstehen, sondern verweist auf die Vielfalt von Fragestellungen, Perspektiven und Realitäten, die sich in einer Künstler*innenresidenz verflechten und betont ihre Dringlichkeit. Die Ausstellung stellte die individuellen Ansätze der Künstler*innen in den Fokus, die um ein breites Themenspektrum kreisen: von Fragen zur Transformation von Gesellschaften und deren Ausdruck im Verhältnis von urbanem Raum und Landschaft über die Wechselbeziehung von Individuum und gesellschaftlichen Systemen wie Staat, Religion und Ökonomie bis hin zu Reflektionen über Körper- und Geschichtsbilder, persönliche Archive und das Ineinandergreifen von Natur, Technologie und Kultur.

Was zählt, sind künstlerische Zeug*innenschaft, poetischer Widerstand und das Imaginieren nachhaltiger Zukünfte im Angesicht globaler Kippmomente – ob klimatischer oder politischer Natur. Nach zwei Jahren Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen war „What Matters“ die bisher umfangreichste Werkpräsentation der JUNGEN AKADEMIE.

In den Worten eines Stipendiaten: „What matters? Make them see…”

Spiele den Fußgänger oder Saurier sucht Parmesan 

Rauminstallation

Während ihrer Villa-Serpentara-Residenz in Olevano begab sich Meese in die Rolle der Fußgängerin, die sich durch eine italienische Bergstadt bewegt. Während sie sich unter den stets beräderten Artgenossen wie ein Dinosaurier fühlte, nahm sie performative Eingriffe in den Stadtraum vor. Angeregt von Lucius Burckhardt und den Pariser Situationisten der 1960er Jahre plädiert sie in dadaistisch verspielten Interaktionen für eine neue kritische Wahrnehmung der Stadt. In der vorliegenden Arbeit sind Besuchende dazu eingeladen, selbst Fußgänger*in zu spielen und über die gewundenen Straßen von Olevano wie über ein Spielfeld zu gehen. Die dabei eingesammelten Karten führen auf Umwege, weg von der effizienten Start-Ziel-Richtung  – auf der Karte wie im realen Stadtraum. Wie nehmen wir die eigene Rolle im Stadtraum wahr? Wodurch lassen wir uns  führen? Welche neuen Windungen ergeben sich in unserem Kopf?